Mütter von Kindern im Autismus-Spektrum und damit einhergehenden Schlafstörungen wissen: Schlafprobleme gehören zu den größten Herausforderungen, die es im Alltag zu meistern gilt. Denn natürlich wird auch der Schlaf der restlichen Familie, vor allem der erwachsenen Betreuungspersonen, durch die Schlafstörungen des autistischen Kindes beeinträchtigt.
Aber wie wirken sich die Schlafprobleme der Kinder mit ASS genau auf die Schlafqualität ihrer Mütter aus? Und gibt es therapeutische Ansätze, um Abhilfe zu schaffen? Diesen Themen widmete sich eine britische Studie, die im wissenschaftlichen Fachmagazin Frontiers in Rehabilitation Sciences erschienen ist.1
Schlafqualität messbar machen – aber wie?
In die Studie wurden 29 Mutter-Kind Paare einbezogen. Das Alter der autistischen Kinder reichte von 6 bis 16 Jahren.1 Um die Zusammenhänge zwischen den Schlafproblemen der Kinder und der Schlafqualität der Mütter aufzudecken, mussten die Forscherinnen und Forscher die Schlafqualität messbar machen – doch wie funktioniert das?
Hierzu diente zum einen die Kombination aus wissenschaftlichen Fragebögen und einem Schlaftagebuch, in dem Mütter ihre eigenen Schlafmuster und die ihres Kindes festhielten. Zum anderen trugen sowohl die Mütter als auch ihre Kinder ein Tracking-Gerät am Handgelenk, um die eigenen Aktivitäts- und Ruhezyklen zu erfassen (Aktigraphie). Zusätzlich wurde der Cortisolspiegel im Speichel der Mütter gemessen. Cortisol ist ein hormoneller Gegenspieler des für den Schlaf besonders wichtigen Melatonins. Ungewöhnliche Schwankungen im Cortisolspiegel lassen z. B. auf eine schlechte Schlafqualität schließen.1
Mütter autistischer Kinder schlafen schlechter
Wie erwartet, ergab die Studie, dass die Schlafqualität der untersuchten Mütter insgesamt eher schlecht war: Ihr Schlaf war ähnlich stark beeinträchtigt, wie derjenige der Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung. So brauchten manche der Mütter beispielsweise bis zu einer Stunde, bis sie einschlafen konnten. Auch die Schlafdauer war insgesamt verkürzt und viele der Mütter hatten mit nächtlichen Wachphasen zu kämpfen.1
Der Schlaf der Eltern: auch wichtig für das Kind
Dass Mütter bzw. Betreuungspersonen ausreichend und gut schlafen, ist natürlich wichtig für ihre eigene körperliche und psychische Gesundheit – aber auch für das Wohlbefinden des autistischen Kindes: So kam eine US-amerikanische Studie zu dem Schluss, dass unausgeschlafene Mütter tagsüber gestresster sind und unter Umständen weniger gut mit Verhaltensauffälligkeiten und Symptomen ihres autistischen Kindes umgehen können – was im Gegenzug die Symptome des Kindes verstärken kann.2
Dass Mütter ausreichend und gut schlafen, ist wichtig für ihre eigene körperliche und psychische Gesundheit – aber auch für das Wohlbefinden des autistischen Kindes.
Therapeutische Ansätze: die Rolle der Eltern
Therapeutische Ansätze für Kinder mit ASS und ihre Eltern sollten das Thema Schlaf unbedingt ausreichend berücksichtigen. So ist beispielsweise bekannt, dass spezielle verhaltenstherapeutische Schulungen für Eltern den Schlaf ihres autistischen Kindes verbessern können.3 Zudem bestätigen die obigen Studien mit Müttern und autistischen Kindern, dass auch der Schlaf der Mütter bzw. Betreuungspersonen in den Fokus rücken sollte – denn die Gesundheit der Mütter ist eine Voraussetzung für die optimale Betreuung des autistischen Kindes.