Bei Kindern mit Autismus ist das Essverhalten oft außergewöhnlich: In einer US-amerikanischen Studie mit fast 1.500 Autistinnen und Autisten zeigte mehr als ein Drittel ein spezielles Verhalten beim Essen. Im Vergleich zu Kindern ohne Autismus wurden Besonderheiten wie etwa ein sehr selektives Essverhalten bei Autismus rund 15-mal häufiger beobachtet.1
Die individuellen Vorlieben können dabei stark variieren: Manche Kinder bevorzugen Essen, das eine bestimmte Farbe hat. Oder die verschiedenen Speisen sollen sich auf dem Teller nicht berühren. Eventuell dürfen die Mahlzeiten nicht zu warm, nicht zu kalt, nicht zu trocken oder nicht zu flüssig sein. Im schlimmsten Fall verweigern Kinder mit Autismus die Nahrungsaufnahme oder ernähren sich sehr einseitig, wodurch Mangelerscheinungen möglich sind.
Autismus und Essverhalten: Warum Essen ein sensibles Thema ist
Essen gilt als ein Fest der Sinne – und vereint Reize, die die meisten Menschen als angenehm empfinden: der appetitliche Anblick auf dem Teller, der anregende Duft, der in die Nase steigt, und die verschiedenen Geschmäcker, die sich im Mund entfalten.
Für Menschen mit Autismus, die aufgrund ihrer besonderen Wahrnehmung ohnehin oft mit einer Reizüberflutung zu kämpfen haben, können die Farben und Gerüche, die Geschmäcker und das Gefühl im Mund aber zu intensiv und überfordernd sein. Daher überrascht es nicht, dass viele Autistinnen und Autisten bestimmte Lebensmittel bevorzugen und zu viel Abwechslung auf dem Speiseplan ablehnen.
Auch haben Kinder mit Autismus überdurchschnittlich häufig Probleme im Magen-Darm-Trakt wie Verstopfung oder Durchfall, wodurch ein selektives Essverhalten zusätzlich begünstigt wird.2 Und auch Schwierigkeiten, die Signale des eigenen Körpers wahrzunehmen und zu deuten, können eine Rolle spielen: Einige Autistinnen und Autisten bemerken nicht, ob sie hungrig sind oder ab wann sich während einer Mahlzeit das Sättigungsgefühl einstellt.
Einseitige Ernährung und Nährstoffmangel
Durch ein selektives Essverhalten bei Autismus kann die Ernährung so einseitig werden, dass es zu einem Mangel wichtiger Nährstoffe kommt. Einige US-amerikanische Kinder mit Autismus nahmen in einer Untersuchung z. B. zu wenig Proteine, Kalzium und Vitamin B12 mit ihrer Nahrung zu sich.3 Die Ergebnisse einer anderen Studie zeigten für autistische Kinder eine Unterversorgung mit Zink und den Vitaminen A und C.4 Vor allem für Kinder im Wachstum sind ein Nährstoffmangel und darauf basierende Mangelerscheinungen sehr kritisch.
Autismus und Essstörung: Wenn das Essverhalten krankhaft wird
Ist das Essverhalten besonders zwanghaft, kann sich daraus ein krankhaft gestörtes Verhältnis zum Essen entwickeln: Einige Studien deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit bei Kindern mit Autismus, eine Essstörung zu bekommen, höher ist als bei Kindern ohne Autismus. Ein Beispiel ist das Pica-Syndrom, bei dem die Kinder Gegenstände essen, die unverdaulich oder ungenießbar sind.5 Und auch ARFID ist eine Essstörung, die bei Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung vermutlich gehäuft vorkommt.
Tipps für ein besseres Essverhalten bei Autismus
Für viele Eltern autistischer Kinder bedeutet jede Mahlzeit eine Herausforderung. Vor allem bei Kindern, die viele Nahrungsmittel verweigern oder bei Kindern mit einer Essstörung ist eine therapeutische Begleitung sehr wichtig. Außerdem können die folgenden Tipps helfen, bei Kindern mit Autismus das Essverhalten zu verbessern:
- Erklären Sie dem Kind, welche Nahrungskomponenten wichtig für die Gesundheit sind und dem Körper Energie liefern, damit es ein Verständnis für Essen entwickelt.
- Routinen geben Sicherheit, z. B. wenn stets das gleiche Geschirr verwendet und um die gleiche Uhrzeit gegessen wird. Letzteres hilft auch Kindern, die kein Hungergefühl verspüren.
- Veränderungen im Essverhalten brauchen Zeit – zu viel Druck ist dabei nicht hilfreich und kann außerdem dafür sorgen, dass das Thema Essen negativ behaftet wird.
- Wenn die Konsistenz oder die Farbe das Problem sind, können ein Pürierstab oder Lebensmittelfarbe Wunder bewirken.
- Manche Kinder nehmen Essen besser an, wenn sie bei der Zubereitung dabei sind und mitmachen dürfen.
Nicht nur die Ernährung, auch der Schlaf ist bei Autisten und Autistinnen oftmals ein Problem. Erfahren Sie mehr rund um das Thema Schlafstörungen bei Autismus und was dagegen hilft.