Soziale Medien beeinflussen nicht nur, wie wir mit unseren Mitmenschen interagieren, sondern auch, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen. Auf Social-Media-Plattformen werden Meinungen nicht bloß wiedergegeben, sondern auch geformt – und das mit einer enormen Reichweite. Das Videoportal YouTube wird monatlich von mehr als 2,6 Milliarden Menschen genutzt. Es ist eine der meistbesuchten Websites der Welt.1, 2
Eine kanadische Forschungsgruppe ging der Frage nach, wie Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) auf YouTube dargestellt und wahrgenommen werden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscherinnen und Forscher kürzlich im wissenschaftlichen Fachmagazin International Journal of Environmental Research and Public Health.2
Wissen vermitteln und Emotionen teilen
Viele der Videos, die in der Studie untersucht wurden, sollen vor allem Wissen vermitteln und aufklären: Wie wird ASS diagnostiziert? Was weiß man über die Entstehung? Wie äußert sich Autismus im Alltag? Ein Fokus liegt hierbei auf Autismus bei Kindern. Mit Hilfe erklärender Animationen werden Kinder zudem auch direkt angesprochen.2
In einigen Videos berichten außerdem Menschen mit ASS oder ihre Verwandten, Freundinnen, Freunde und Bekannten aus dem Leben mit Autismus. Wie fühlt es sich an, die Diagnose zu erhalten? Welche Einschränkungen nehmen sie wahr, welche Ängste oder Sorgen gehen damit einher? Und hat die Diagnose vielleicht auch Erleichterung gebracht und Antworten geliefert?2
Dabei wird klar: Autismus bewegt. Dies bestätigt auch der Blick in die Kommentare zu den untersuchten Videos. Hier teilen Menschen ihre eigenen Erfahrungen und drücken Gefühle aus – positive wie negative. So berichten unter anderem Menschen mit ASS, dass sie sich ausgegrenzt fühlen und mit Vorurteilen konfrontiert sind.2
Dabei wird klar: Autismus bewegt. Dies bestätigt auch der Blick in die Kommentare zu den untersuchten Videos.
„Du siehst gar nicht autistisch aus“
Ein Betroffener schildert, dass ihm gesagt wurde, dass er ja gar nicht „autistisch aussehe“. Die Autorinnen und Autoren der Studie merken an, dass dies eines der klassischen Vorurteile gegenüber Autismus ist: Von Menschen ohne ASS werden oft nur die schweren Ausprägungen im Spektrum als „autistisch“ wahrgenommen bzw. benannt.2 Tatsächlich sind innerhalb des Autismus-Spektrums aber viele Ausprägungen möglich.
Auch berichteten Menschen mit ASS davon, dass ihr Verhalten von anderen als „unhöflich“ oder „komisch“ bezeichnet wird. Ihnen mangle es angeblich an Empathie, oder sie seien weniger in der Lage, Gefühle zu empfinden.2 Auch diese Stigmatisierungen gehören zu den gängigen Vorurteilen gegenüber Autistinnen und Autisten.
Ausblick auf die Forschung
Die Autorinnen und Autoren der Studie merken an, dass ausschließlich englischsprachige Videos untersucht wurden und dass bestimmte soziale oder ethnische Gruppen auf YouTube nicht ausreichend repräsentiert sind.2 Zukünftige Forschungsarbeiten sollen aber dazu beitragen, diese Lücken zu schließen und ein noch umfassenderes Bild über Autismus und soziale Medien zu liefern.
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